Am Morgen stellen wir uns den Wecker für 9:00, um vor dem Auschecken um 10:00 duschen und essen zu können. Um 9:30 wachen wir auf, ohne dass der Wecker geklingelt hat. Na super, jetzt müssen wir uns beeilen! Wir schließen schnell die letzten Sachen zum Laden an und springen dann unter die Dusche und machen uns anschließend mit dem letzten Bisschen Marmelade, das wir noch haben, ein paar Toasts.
Als wir viele andere Gäste im Küchenbereich sehen, fragen wir uns, warum auch die noch hier sind, obwohl es mittlerweile schon 10:30 ist. Da zeigt uns das iPhone den Grund: Heute war die Zeitumstellung (auf Winterzeit) in Neuseeland und das iPhone hat sich über das Internet, korrekter Weise, eine Stunde zurück gestellt. Folglich haben wir auch noch eine halbe Stunde zum Essen und sind theoretisch schon um 8:00 aufgestanden! Sehr praktisch, eine Stunde geschenkt! 🙂

Um 12:00 tatsächlicher Ortszeit fahren wir zuerst in den nächst größeren Ort, um da ein Bild von einem großen Metallkiwi am Ortseingang zu machen. Danach folgen wir einem Schild zum „Kiwi House Tourist Drive“. Die Wegweiser führen uns einmal im Kreis um einen Häuserblock, an einem Park vorbei und zurück auf die Straße, von der wir gekommen sind!? Was soll das denn? Das Kiwi House war vermutlich gegenüber des Parkt, jedoch kaum beschildert.
Wir fahren also nochmals um den Block und schauen dann beim Kiwi House vorbei. Dieses ist anscheinend ein Tier-/Vogelpark. Für 17NZ$ kann man eine Tour machen und hier können wir unseren ersten wirklichen Kiwi sehen nach unserer ersten fälschlichen Sichtung!

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Kiwis sind eigentlich nachtaktive Geschöpfe, die man kaum zu Gesicht bekommt. Sie schlafen 20 von 24 Stunden am Tag. Während der 8 Stunden Öffnungszeit des Kiwi House sind jeweils zwei von vier Kiwis in einem dunklen Gehege mit Scheiben im Schichtbetrieb „ausgestellt“, damit die Besucher etwas zu sehen haben. Leider darf man die Kiwis nicht filmen oder fotografieren, da wohl die meisten Besucher zu doof sind, den Blitz oder das Aufnahmelicht der Kamera abzuschalten. Sebastian zeichnet trotzdem ganz heimlich eine kurze Sequenz der dicken Kiwitiere auf. Die Kiwis sind viel größer, als wir dachten. Das eine Weibchen ist gerade einmal 9 Jahre alt, aber durch die voluminösen Federn mehr als fußballgroß. Kiwis werden bis zu 30 oder 40 Jahre alt.
Im Vogelpark, den man über einen Wanderpfad „abklappert“, sehen wir auch die Art Vogel, die wir das erste Mal in Russel fälschlicher Weise für einen Kiwi gehalten haben. Ansonsten sind die anderen Tiere recht langweilig, nachdem der Birdpark und Zoo in Singapur die Messlatte sehr sehr hoch gelegt haben!

Um 13:30 können wir bei der Kiwi-Fütterung zusehen. Kiwis zeigen ausgeprägtes Revierverhalten und so wird die Zoowärterin im Gehege auf sehr lustige Weise von dem Zweibeiner attackiert. Mit dem langen Schnabel versucht das flügellose Tier, die „Feindin“ in die Flucht zu schlagen und pickt so stark es kann an ihrer Hose herum, was jedoch mehr wie ein sanftes Zupfen aussieht. Dabei springt und strampelt der Kiwi mit seinen kurzen Beinchen.
Wenn das Kiwiweibchen durch sein 4×4 Meter großes Gehege rast und über die kleinen Stufen und Hügelchen springt, kann man sich ein Lachen kaum verkneifen; das Ausgleichen der Bewegungen mit dem Kopf, aufgrund der fehlenden zwei Extremitäten, sieht sehr unbeholfen und zappelig aus. Dazu die großen Schritte, die ein weites Strecken der Beine erfordern. Eine schnelle Fortbewegungsweise ist für Kiwis nicht gebräuchlich, da sie hier in Neuseeland ursprünglich keine natürlichen Feinde haben und so nie den Bedarf einer raschen Flucht zeigten; ist ihr Körperbau anatomisch nicht unbedingt auf schnelles Laufen ausgelegt.

Enten werden hier in großen Gehegen zur Schau gestellt, dabei kann man sie doch an jedem Teich oder See betrachten. Dafür Braucht man keinen Vogelpark…

Im begehbaren Vogelhaus sehen wir am Wegesrand eine Echse.

Im Vogelpark gibt es auch „Kingfisher“ / Eisvögel.

Im Zooshop habe ich im Herausgehen noch ein kleines Geschenk für einen anstehenden Geburtstag gekauft 😉

Wenigstens haben wir jetzt tatsächlich unseren ersten echten Kiwi gesehen!
Dann können wir ja weiter nach New Plymouth fahren; 170km Fahrt, über lange gerade Landstraßen, überall mit der neuseeländischen Geschwindigkeitsbegrenzung von 100km/h. Da vorne und hinten überall Autos sind, wird man auf mindestens 100km/h gedrängt. Berg hoch muss ich das Auto ziemlich scheuchen, damit wir nicht von riesigen LKW überholt werden. Aufgrund der Neuseeländischen Fahrweise, die den anderen Verkehrsteilnehmern anhaftet, wird es recht schwierig, mit unserem Van spritsparend zu fahren.
In ländlicheren Gebieten, auf weniger befahrenen Straßen ist es kein Problem, wenn man nur 80km/h fährt und bergauf etwas langsamer wird, doch hier hat man direkt den Hintermann an der Stoßstange kleben.
Somit bleibt es trotz der Reparatur der Hydrostößel, der geradegestellten Spur und neuer Reifen weiterhin bei einem Verbrauch von etwa 12,3 l/100km.

Auf dem Weg gucken wir bei mehreren „Warehouse“ Läden vorbei, auf der Suche nach einem stärkeren Autobatterie-Ladegerät mit mindestens 4A. Unser 2,5A Ladegerät braucht zu lange, um unsere Autobatterien zu laden und ein zweites ist praktischer, sollten wir an Campingplätzen Strom haben oder den Generator laufen lassen, um dabei alle drei Batterien auf einmal laden können. Die Leistung des Generators reicht mit über 600W jedenfalls aus. Zu diesem Zweck haben wir vorausschauend eine neuseeländische Mehrfachsteckerleiste gekauft.
Nach und nach merkt man eben, was man braucht. Besonders wir mit unseren etwas eigenen Ansprüchen…

Auf der Fahrt ändert sich die Landschaft um uns herum extrem. Von flacher Landschaft zu riesigen Kalksteingebirgen, durch die sich die Straße entlangwindet.
Überall in Neuseeland gibt es diese braunen Straßenschilder, die auf Sehenswürdigkeiten hinweisen, so dieses mit der Aufschrift „The Three Sisters“. Sebastian hat zuvor aus dem Auto heraus interessante Bergformationen an der Küste entdeckt. Das Schild führt uns zu einem Parkpatz vor einer Bucht, von dem aus man (ausdrücklich nur bei Ebbe) zu diesen Bergen vorlaufen kann.

Ein älterer Mann, der hier campt, redet plötzlich mit uns und empfiehlt uns eine Stelle, weiter südlich von New Plymouth, wo man wohl sehr gut campen kann. Die Neuseeländer sind ja so zuvorkommend!

Es sieht zur Zeit sehr nach Ebbe aus: vor uns liegt ein gigantischer Sandstrand, auf dem große Pfützen erschließen lassen, dass er bei Flut überschwemmt wird.

Am Rand dieses Strandes entlang, kann man die – durch das Wasser geformten – Kalksteinfelsen bestaunen. Man erkennt an den abgespülten Wänden die Gesteinsschichten, die sich in einem Linienmuster vor uns auftürmen.

Der gesamte Strand ist bedeckt mit graphitschwarzem Sand, der – durch das Meerwasser getränkt – wie Schlamm an den Füßen klebt. In einem kleinen etwas höher gelegenen Bereich sehen wir trockenen Sand, der in der untergehenden Sonne silbern glitzert. In diesem Bereich spüren wir an unseren Füßen, wie der unglaublich feine Sand zwischen den Zehen entlanggleitet.
Solch einen feinen Sand haben wir noch nie erlebt! Feiner als der weiße Sand in Rarawa (siehe Tag 57), fühlen sich diese mikroskopischen schwarzen Körnchen zwischen den Fingern an wie Seide!

Da Sebastian diese super Fotos gemacht hat, bin größtenteils ich darauf zu sehen…
Je weiter wir zum Meer vorlaufen, um so mehr Ausspülungen und kleine Höhlen sehen wir in den Felsen und Klippen. In dem weichen Sandstein haben schon viele Menschen ihre Initialien, Grüße und Nachrichten hinterlassen.

In Richtung Meer, ragt ein einsamer Felsen aus der schwarzen Sandfläche. Die Gezeiten haben drei große Löcher in das weiche Gestein gespült, die wie große Torbögen in die Höhe ragen. Das Wasser, das sich in kleinen Vertiefungen darum sammelt ist anders, als überall an diesem Strand: türkis, wie an den schönsten Stränden Hawaiis.

Wir erkennen nicht wirklich, welche dieser Felsen den Namen „The Three Sisters“ verdient haben, aber auch so ist der Anblick einfach atemberaubend und wie so oft kaum mit Bildern oder Worten wiederzugeben. Das Gefühl, wenn man an den Felswänden empor sieht, muss man selbst erfahren haben…

Dass sich die Landschaft so sehr verändert hat, als wir nur etwa 100km weiter gefahren sind ist erstaunlich. Was uns landschaftlich (und natürlich kulturell) wohl noch alles erwartet? Und wie wird es erst auf der Südinsel?

Da es langsam dämmert und die Flut kommt, gehen wir lieber zurück zum Parkplatz, nehmen uns in einer Tupperdose etwas von dem buchstäblich „unfassbaren“ Sand mit und fahren weiter nach New Plymouth.

Dort angekommen bietet sich uns ein Blick auf eine Großstadt; vielleicht noch größer als Auckland, könnte auch New Plymouth die Hauptstadt Neuseelands sein.
Durch Wohnviertel kommen wir entlang der Küste zum „Port“, einem großen Güterhafen mit Industrieanbindung auf dem Festland, wodurch wir uns zwischen unzähligen riesigen Tankkesseln und Schornsteinen wiederfinden. Da es schon dunkel ist, wollen wir nach einer bisher vergeblichen Suche endlich einen Schlafplatz finden! Unsere ungeduldige Wahl fällt auf einen kleinen Parkplatz am Rand des Industriegebiets, angrenzend ans Meer.
Da für diesen Tag Regen angesagt ist, es den Mittag über nicht geregnet hat und nun über uns dunkle Wolken über den Nachthimmel hereinziehen, packen wir schnell den Grill aus und kochen uns unsere Nudeln. Nicht lecker, aber nahrhaft, ganz nach dem Motto von Timon und Pumba: „schleimig, jedoch vitaminreich – Hakuna Matata!“ 😉

Später in der Nacht hören wir auf der Straße neben unserem Schlafplatz ein dicken Motor aufheulen und Reifen quietschen. Hier, am Ende des Industriegebiets hinter der Stadt ist in der Tat ein geeigneter Ort, um mit seinem aufgemotzten Schlitten ein paar Donuts zu drehen. Wenigstens sind die komischen Typen genau so schnell wieder weg, wie sie gekommen sind. Na dann, gute Nacht!