Kleiner Nachtrag zum gestrigen Tag:
** ich ändere meine Schreibtechnik ab dem nächsten Artikel insofern, dass auch der Inhalt im Artikel zum richtigen Tag steht… **

Da es auch in Te Anau und überall auf dem Weg zu den „Milford Sound“ total verboten ist, frei zu campen, fahren wir dahin zurück, wo wir her kamen. Den „Lake Monowai“ haben gestern schon gesehen, aber am „Lake Hauroko“ sind wir irgendwie vorbei gefahren. Dabei ist das mit 462 Metern ist dies der tiefste See Neuseelands! Laut einer Karte ist am See auch ein unbesetzter Campingplatz, auf dem man für 5$ schlafen kann. Es ist schon stockdunkel und nachdem wir 2 Stunden gefahren sind und die letzten 20 km zum See auf einer Gravelroad zurückgelegt haben, stehen wir am Lake, aber haben weit und breit keinen Campingplatz gesehen. Wir wenden auf dem sandigen Ufer und danach bemerkt Sebastian, dass unser rechter Hinterreifen platt ist. Diese hatte schon die Tage zuvor etwas wenig Luft, aber der Grund für den Platten wahr wohl eher das Glas, das wir später am Ufer gefunden haben. Bei Eiseskälte und – durch Taschenlampen erhellter – Finsternis, wechseln wir den Reifen und entscheiden uns, hier zu bleiben. Da hier die Bootsrampe ist, parken hier ein paar Pickups mit leeren Anhängern.

Bei sternenklarem Himmel machen wir ein paar tolle Fotos vom Sternenhimmel und dem Steg, der zur Hälfte unter der Wasseroberfläche steht. Schon einmal so einen Sternenhimmel gesehen??

Tatsächlich heute:

Die Kälte weckt uns um kurz vor 9:00. Die Sonne geht gerade auf uns der See ist mit dicken Nebelschwaden bedeckt. Schnell einen Zeitraffer anwerfen und die Kamera am See platzieren. Dann „grillen“ wir uns ein paar Toasts und dann kann es weiter gehen. Da wir hier weit weg von allem keinen Internetempfang hatten, hängen wir mit unserer Marketingarbeit für die App etwas hinterher.

Das erste Ziel des Tages ist Te Anau. Dort schauen wir nach einem neuen Reifen, um den durchlöcherten zu ersetzen. Am Ortseingang schauen wir im Touris Information Centre vorbei. Wir nehmen uns ein paar Info-Broschüren zu der Umgebung der Milford Sound mit. Auf einem großen Plakat sehen wir die Information, man sollte bei Schneefall dringen Schneeketten auf dem Weg zum Milford Sound aufziehen und sich vor plötzlichen Schneestürmen in Acht nehmen. Zu dieser Zeit sollte es jedoch nicht so stark schneien, da kommen wir auch mit unserem Van hin!

Wo wir schon mal hier sind, fragen wir auch gleich nach, denn die nächste Werkstatt für unseren Reifen sei. Die nette Dame am Schreibtisch markiert uns einen Punkt auf der kleinen Straßenkarte des Ortes. Bei der Gelegenheit erfahren wir, dass heute ein Feiertag sei, die eine Werkstatt jedoch auch offen haben müsste, da dies eine AA-Filiale ist. Dort angekommen fragen wir in der dazugehörigen Tankstelle nach, da wir in der Werkstatt niemanden gefunden haben. Man sagt uns, der Mechaniker sei zur Zeit auf einer Abschlepp-fahrt, komme aber demnächst wieder. Wenn wir AA-Mitglieder sind, sollen wir erst beim AA anrufen und auf die Weise könne der Auftrag an die Werkstatt weitergeleitet werden. Wir verstehen den Sinn dahinter nicht so wirklich, rufen aber wie gefordert an. Am Telefon sagt mir die Mitarbeiterin, dass der AA keine Aufträge für diesen Fall vergeben würde, was die Frau an der Tankstelle eigentlich wissen sollte. Na gut, wir gehen wieder rein und klären das Ganze mit dem Ergebnis, dass wir es dann noch einmal mit dem Mechaniker ausmachen.
Wir warten im Auto und legen den Ersatzreifen bereit. Als der Herr von seiner Tour mit einem Van im Schlepptau zurück kam, teilen wir ihm unser Anliegen mit. Wir haben bereits nach dem Loch gesucht und eine verdächtige Stelle markiert. Als er den Reifen kontrolliert, gratuliert er uns zum gefundenen Loch. Zum Glück ist eine punktuelle Reparatur mit einem Flicken möglich; weitaus billiger, als ein neuer Reifen!
In der Werkstatt begutachten wir sein Werk. Sehr interessant, wie er den Flicken anbringt und das Loch versiegelt… Schwuppdiwupp, haben wir einen dichten Reifen und das kostet uns gerade einmal 37 NZ$.
Nach einem kurzen Einkauf können wir uns dann auf machen, den Milford Sound zu erkunden!

Schnell nochmals bei der Tankstelle getankt und anschließend 120 km die Straße entlang. Das Wetter war bisher sehr gut, an den Bergen am Horizont sehen wir aber schon einige Wolken hängen und Nebelschwaden, die durch die Täler kriechen und diese in ihr dunstiges Kleid hüllen.

Ab und zu regnet es etwas, aber wir lassen uns nicht abschrecken, ziehen unsere Jacken über und wandern an interessant aussehenden Punkten die Pfade durch den Wald entlang. Hier gibt es einen recht großen Fluss und drum herum Dschungelgleichen Urwald. Der Weg über eine schmale, wacklige, aber dennoch stabile Hängebrücke, führt uns in die surreal wirkende Umgebung. Es umgibt uns dicht bewachsenes Unterholz, viele Farne und hoch bewachsene Bäume.

Alles ist mit Moosähnlichen Pflanzen bedeckt, an denen sich der Regen und Kondenswasser fängt, dass die winzigen Blätter umhüllt und wie grüne Diamanten scheinen lässt.

Schon aus der Ferne hören wir einen anscheinend sehr großen Wasserfall. Das tosende Geräusch wird immer lauter, bis wir auf einem Holzsteg stehen, der am Fels entlang führt und zu unseren Füßen gewaltige Wassermassen mit einem blauen Schimmer über riesige Felsfragmente donnert, durchsetzt von brodelnder Gischt. Auf dem anderen Ufer setzt sich der dichte Wald in hellen und dunklen Grüntönen fort. Ich wünschte, ihr könntet dieses Gefühl erleben, dass sich nicht annähernd aus einem Bild nachvollziehen lässt. Die Natur demonstriert eindrucksvoll ihre Stärke und Schönheit auf eine Weise, die es nicht auf unserem Kontinent zu sehen gibt. Vielleicht ist das auch besser so, um die Schönheit zu würdigen zu wissen; nicht, dass einem das als selbstverständlich erscheint!

Etwas weiter die abzweigende Straße entlang, die vom eigentlichen Weg abführt, stoßen wir auf einen kleinen Campingplatz. Hier gibt es überall dutzende unbeaufsichtigte Plätze, an denen man stehen kann und in die „Honesty Box“ Geld einwirft und mitten darunter auch diesen Campingplatz, an dem es Wasser und Strom gibt. Ich unterhalte mich etwas mit dem Besitzer. Dabei erfahre ich, dass die Straße nochmals weitere 7 km weiter geht, dort eine Hängebrücke zu finden ist und ein Wasserfall. Eine erstaunliche Redundanz: die Straße führte bis hier hin ebenfalls 7 km, wir sind über eine Hängebrücke gelaufen und haben dort einen Wasserfall gesehen, aber es stimmt tatsächlich. Das gleiche werden wir in anderer Form wieder sehen. Bevor es dunkel wird, fahren wir also lieber weiter. Es wird schon um 16:45 dunkel und es ist bereits nach vier. An der Hängebrücke fahren wir erst vorbei und sehen sie nur aus der Heckscheibe – vielleicht auf dem Rückweg! Als die Straße in einer Sackgasse endet, machen wir uns auf den 30-Minuten Weg (hin und zurück) zum Wasserfall. Ein relativ steiler Waldweg führt uns zu einer kleinen Aussichtsplattform, von der aus man einen Ausblick über das Tal hat und von der gegenüberliegenden Steilwand rauscht der beschriebene Wasserfall. „Humboldt Falls“ nennt er sich und ist 240 Meter hoch! Der bewölkte Himmel und Dunst in der Luft erlaubt leider keine meisterhaften Bilder.

Bevor es dunkel wird, laufen wir schnell wieder zum Auto und überlegen, auf welchen der kleinen Campingplätze wir denn fahren, um mit 5 NZ$ pro Person Geld sparen zu können. Es hat jedoch auch seine Vorteile, den „teuren“ Campingplatz zu besuchen. Zudem kennen wir die Preise ja gar nicht. Wir entscheiden uns, nachzufragen und 12 NZ$ pro Person sind in Ordnung. Wir könnten eine warme Dusche mal wieder brauchen. Auf einer kleinen Führung durch die „Facilities“ fällt uns eine Menge Ironie der Betreiber auf. Der Wegweisen auf dem Hof zeigt nach link „This Way“ und nach rechts „That Way“. Der „Phone Booth“ ist ein alter Schuh, in dem ein Telefon steckt, am Wasserhahn für „Springwater“ hängt eine Springfeder und so weiter. Da es irgendwelche Probleme mit dem Strom gibt, versorgt ein großer Generator das gesamte Areal und wird um 20:00 abgeschaltet. Morgen früh um 7:00 geht das Licht und der Strom dann wieder an. Das heiße Wasser für die Duschen wird in einem alten – mit Holz befeuerten – Kessel erhitzt. Eine sehr gemütliche Stimmung hier. In der Lounge & Küche können wir gerne bis 20:00 bleiben, nach dem gestrigen Tag, an dem der Campingplatz voll ausgebucht war, sind wir heute die einzigen. Der Feiertag ist vorbei und die Neuseeländer müssen morgen arbeiten…

Der Betreiber des Campingplatzes verspricht uns mindestens für die kommenden drei Tage gutes Wetter, also können wir den Milford Sound bei gutem Wetter bestaunen!
An der zweiten Hängebrücke, die wir in Eile passiert haben, führt auch ein halbstündiger Weg zu einer weiteren Brücke, die im Prinzip nur aus drei Seilen besteht. Eins zum laufen und zwei zum festhalten. Das wird ein Abenteuer!

Jetzt muss ich mich aber beeilen, es ist schon 21:34 und wir müssen unser Zeug noch in den Van räumen. Morgen gibt es dann noch schöne Bilder vom Campingplatz und den unzähligen Sehenswürdigkeiten in der Umgebung.